Doris Day, die erfolgreichste amerikanische Schauspielerin und Sängerin der 50er und 60er Jahre, wurde immer wieder in eine Schublade gesteckt, in die sie eigentlich nicht hineinpasste, weder als Schauspielerin noch als Privatperson: die Schublade der biederen Sauberfrau. Dass ihr Privatleben alles andere als sauber und hollywoodlike verlaufen ist, dass das ewige Girl Next Door (das Mädchen von Nebenan) ein Leben geführt hat, dass sich kein Mädchen von nebenan je gewünscht hätte, erfuhr die Öffentlichkeit spätestens als Doris Day ihre Autobiographie veröffentlichte und munter ihr Image demontierte.
Darin erzählt sie unumwunden von ihren diversen gescheiterten Ehen, von Gatten, die entweder krankhaft eifersüchtig oder geldgierig waren, von einer unglücklichen Kindheit und einem frühen tragischen Unfall, der ihrem Traum Tänzerin zu werden, ein jähes Ende bescherte, sie aber zum Singen brachte. Vielleicht ist diese Mischung aus Traurigkeit und Optimismus, aus Verletzlichkeit und Stärke die in ihrem Timbre und in ihrem Spiel mitschwingt, der heimliche Schlüssel zu ihrem unvergleichlichen Erfolg.
Doris Day hat im Laufe ihrer Karriere mit einigen der bedeutendsten Regisseure gearbeitet (u. a. Stanley Donen und Alfred Hitchcock), wurde für den Oscar nominiert und, neben vielen Ehrungen für ihre schauspielerischen Leistungen, auch mit den Grammy für ihr Lebenswerk als Sängerin ausgezeichnet. Aber anders als viele ihrer Kolleginnen, hat sich Doris Day nie an die Spielregeln der Traumfabrik gehalten. Kaum einer Schauspielerin wurde öfter der „Sour Apple Award“ für besonders unkooperative Zusammenarbeit mit der Presse verliehen. Auch zögerte sie nicht, sich aus dem Showgeschäft zurückzuziehen, als ihr Stern an Hollywoods Olymp noch sehr hell erstrahlte und sie mit ihrer Fernsehserie „The Doris Day Show“ Traumquoten erreichte, und sich stattdessen der Doris Day Animal League und dem Tierschutz zu widmen. Was sie bis zu ihrem Tod, am 13. Mai 2019, mit Leidenschaft tat. Doris Day starb 97jährig in Carmel By The Sea, einem wunderschönen kleinen Küstenort bei San Francisco, in dem Clint Eastwood, einer ihrer größten Fans, viele Jahre Bürgermeister war. (Text von Jens Wawrczeck)
Vorstellungstermine am Schlosspark Theater Berlin unter www.schlosspark-theater.de